In diesem Praxisbeispiel erfahren Sie, wie Sie mithilfe der Online-Lehre die Vorlesungszeit für Übungen optimal nutzen und trotzdem den Kontakt zu Studierenden für offene Fragen ermöglichen. Mit Hinblick auf das Prinzip der minimalen Hilfe sehen Sie, wie sich die Rolle des Lehrenden zum Experten im Hintergrund wandeln kann. Mit dem Konzept bzw. der Methode Inverted Classroom kann das Ausbildung der Handlungskompetenz sowie das selbstgesteuerte Lernen der Studierenden weiter gesteigert werden.
„Das Fehlermachen ist wichtig für die Übung und den Aha-Effekt“
Prof. Dr. Gerd Siegmund
Mit dem Prinzip der minimalen Hilfe können Studierende selbstgesteuert lernen, ohne den roten Faden zu verlieren. Lehrveranstaltungen, in denen Methoden- und Handlungskompetenz im Vordergrund stehen, erfordern einen hohen Grad an Interaktion und Anwendung. Reiner Input oder Demonstrationen reichen für das Erreichen der Lernziele nicht aus – Übungen müssen in den Vordergrund gestellt werden.
Wie gut lassen sich Übungen in den Vorlesungsbetrieb integrieren?
In seiner Elektrotechnik-Vorlesung für Erstsemester-Studierende stellte Prof. Siegmund schnell fest, dass die Zeit in den Übungen sehr knapp bemessen ist, wenn er sie dazu nutzt, die Studierenden selbst rechnen zu lassen. Er suchte deshalb eine Möglichkeit, um ergänzend zu den Übungen und den studentischen Tutorien offen gebliebene Fragen zu klären. Nicht zuletzt wegen der begrenzten räumlichen Kapazität stellte Adobe Connect eine attraktive Lösung für seine Lehre dar: Seither trifft sich Prof. Siegmund mit seinen Studierenden online, und führt auch ganze Vorlesungstermine oder kleine Veranstaltungen, wie Vertiefungsfächer im Masterstudium, mit Adobe Connect durch.
Ist es schwierig, Treffen online mit Adobe Connect durchzuführen?
Um Adobe Connect produktiv in der Lehre nutzen zu können, ist keine große Einarbeitung nötig. Eine kurze Einweisung durch eine erfahrene Kollegin oder einen erfahrenen Kollegen ist der beste Einstieg, um mit den wichtigsten Funktionen vertraut zu werden – und diese sind für den Einsatz in der Lehre vollkommen ausreichend. „Traut euch!“ nennt Prof. Siegmund als besten Ratschlag für Kolleginnen und Kollegen, die Neues in der Lehre umsetzen möchten, oder die neu an die Hochschule kommen, und bietet zugleich an, selbst als Ansprechpartner für Fragen zu Adobe Connect zu fungieren.
Wie kann man die Studierenden darüber hinaus aktiv einbeziehen?
Als Nächstes möchte Prof. Siegmund vermehrt die Methode Inverted Classroom einsetzen. Seine Rolle in der Präsenzzeit sieht er als Experte im Hintergrund: Die Studierenden lösen gemeinsam Aufgaben, wobei eine Person moderiert und den Lösungsweg an der Tafel dokumentiert. Er selbst versucht möglichst nichts zu sagen, um den Gruppenlernprozess nicht zu stören – auch wenn es oft schwer ist, still zu bleiben. Davon profitieren die Studierenden: sie erkennen sich in Fehlern wieder, erleben Erfolgsmomente und Aha-Effekte beim gemeinsamen Problemlösen. Durch den Experten im Hintergrund haben sie gleichzeitig die Sicherheit, nicht auf Irrwege zu geraten. Das Prinzip der minimalen Hilfe ist ein durchgängiges Motto in Prof. Siegmunds Lehre: Die Studierenden gehen ihren individuellen Weg durch den Lernstoff und bekommen dort Unterstützung, wo sie selbst wirklich nicht weiterkommen. Das ist natürlich für die Studierenden nicht einfach, doch Prof. Siegmund zieht hier Jimi Hendrix als Beispiel heran:
Der Beitrag wurde veröffentlicht im Dezember 2019 und zuletzt aktualisiert im August 2022.