In diesem Praxisbeispiel erfahren Sie, wie Sie durch die dauerhafte Bereitstellung unterschiedlicher Lehrmaterialien auf Moodle das selbstgesteuerte Lernen der Studierenden fördern. Sie erhalten einen Einblick in die genutzten Lehrmaterialien, darunter dem Podcast-Format, sowie Hinweise worauf es bei der Bereitstellung der Materialien ankommt. Zudem finden Sie hier Tipps zur Strukturierung und Kommunikation für ihre Lehrveranstaltung.
„Die Audiodateien sind super […]. Bei einer normalen Vorlesung wäre ich nicht mitgekommen“
Zitat einer/s Studierenden
Wenn Studierende sich selbstgesteuert auf eine Vorlesung vorbereiten sollen, ist die Selbstorganisation für viele eine große Herausforderung. Es entsteht schnell Unsicherheit, was genau getan werden soll, die Orientierung in der digitalen Lernumgebung fällt oft schwer und die Materialien müssen so gestaltet sein, dass die Inhalte eigenständig erschlossen werden können.
Wie haben Sie diese Lösung in der Vorlesung Regelungs- und Steuerungstechnik des Bachelorstudiengangs Maschinenbau und IBT angewendet?
Basis für das Konzept ist eine digitale Lehr-/Lernplattform (Moodle), auf der Lehrmaterialien permanent (für die gesamte Dauer der Lehrveranstaltung) und in übersichtlich organisierter Struktur bereitgestellt werden. Somit haben die Studierenden die Möglichkeit, sich mit den Lehrinhalten in ihrem eigenen Lerntempo und in für sie günstigen Zeitfenstern zu befassen.
Die Lehrmaterialien
Mit „Lehrmaterialien“ sind (kommentierte) Skripte, Audiopodcasts, Lehrvideos usw. gemeint und idealerweise wächst der auf Moodle sichtbare Anteil dieser Materialien mit dem Lernfortschritt.
Im vorliegenden Beispiel liegt der Schwerpunkt bei der Vorbereitung auf einer Kombination von Podcasts und kommentiertem Skript. Die Studierenden erarbeiten im eigenen Tempo und individuellem Vorgehen Abschnitte des Skriptes. Parallel können sie einen Podcast anhören, in dem die Inhalte des Skript-Abschnittes hergeleitet, erläutert und veranschaulicht werden, analog zu einem Lehrvortrag. Bei den Podcasts ist es wichtig, klar zu kommunizieren, von welcher Stelle im Skript gerade die Rede ist (Kapitel, Seite, Seitenabschnitt, …), damit die Studierenden sich gut orientieren können und nicht durch die Suche nach der Passung von Ton und Inhalten vom eigentlichen Lernprozess abgelenkt sind. Außerdem sind Pausen zwischen inhaltlichen Abschnitten und nach zum Beispiel einem Seiten- oder Kapitelwechsel hilfreich, damit die Studierenden dem gesprochenen Wort gut folgen sowie das Gesagte verarbeiten und mit dem Skript in Beziehung setzen können.
Die Präsenzphase
Zu regelmäßigen Zeiten entsprechend des Stundenplans treffen sich Studierende und Lehrende:r synchron im Rahmen einer virtuellen oder physischen Präsenzphase, wo dann nach einer knappen Zusammenfassung des vorzubereitenden Stoffes die Möglichkeit besteht, gezielt Fragen zu stellen und Unverstandenes im Nachhinein gemeinsam zu klären.
Die Kommunikation
Da das Durcharbeiten der Lernplattform-Materialien unverzichtbar, die Teilnahme an den darauffolgenden (zeitlich fest verankerten) virtuellen oder physischen Präsenztreffen aber nicht zwingend erforderlich ist, sollte der Takt des Lernfortschrittes für alle Teilnehmenden des Kurses regelmäßig kommuniziert werden; dies kann per Email (Moodle-Kursnachrichten) erfolgen. Somit ist allen Beteiligten klar, welche Lehrinhalte bereits gemeinsam gemeistert worden sind/sein sollten und was bis zum nächsten Präsenztreffen vorbereitet sein soll.
Lohnt sich der Aufwand, und was sagen Ihre Studierenden dazu?
Für die Lehrenden bedeutet der Aufbau der digitalen Lehrplattform einen anfänglich hohen Aufwand – ebenso wie die Einarbeitung in sämtliche für die digitale Lehre benötigten Werkzeuge. Langfristig zahlt sich dieses Engagement jedoch aus.
Das Konzept ist hervorragend geeignet für Studierende, die eine Begabung in Zeit- und Aufgabenmanagement haben, da hier eine sehr flexible Verteilung möglich wird. Auch fachlich leistungsschwachen Studierenden bietet die beschriebene Methode eine große Chance: Die Lehrmaterialien sind ständig verfügbar und können wiederholt und auch in verlangsamtem Tempo durchgearbeitet werden. Studierende mit geringer Selbstdisziplin geraten bei diesem (noch) nicht so gut vertrauten Lehrformat eher an ihre Grenzen: Die Teilnahme an den Präsenzphasen ohne das vorherige Selbststudium ist nicht zielführend.
Die Lehrveranstaltungsevaluation zeigte, dass insbesondere die Podcasts die Aufmerksamkeit der Studierenden erreichten. Diese seien sehr gut gelungen (z.B. „Die Audiodateien sind super“, „haben mir sehr gut gefallen“). In Kombination mit dem Skript, das mit Anmerkungen versehen war, wurden sie als sehr hilfreich wahrgenommen („eine sehr große Hilfe beim Erlernen des Stoffes“, „so konnte man […] in seinem Tempo arbeiten“). Als verbesserungswürdig wurde bezüglich der Podcasts als einziger Punkt der hohe Zeitaufwand genannt, den die Kombination aus Vorbereitung und Präsenzvorlesung mit sich bringt.
Welche Tipps zur Technik haben Sie?
Zu möglichen digitalen Lehrmaterialien, die mit geringem/mäßigem Zeitaufwand erstellt werden können:
Die Erfahrung hat gezeigt, dass bereits schnell und einfach zu erstellende Audioergänzungen zu einem bereitgestellten (gegebenenfalls kommentierten Skript) sehr hilfreich sind. Zum Erstellen solcher Podcasts ist eine Diktiergerät-App eines handelsüblichen Smartphones ausreichend und bei Verwendung eines (mitgelieferten) Headsets entsteht eine verbesserte Sprachqualität.
Bildschirmaufzeichnungen jeglicher dort in Anwendung befindlicher Programme sind beispielsweise mit Camtasia möglich. Bei dieser Software zum Erstellen und Nachbearbeiten von Screencasts stehen Einarbeitungszeit und Ergebnisqualität in einem ausgewogenen Verhältnis.
Wer sich für das Videokonferenz-Tool Zoom entschieden hat und auf ein Nachbearbeiten/Schneiden von Videodateien keinen Wert legt, kann Lehrveranstaltungen aber auch sehr einfach direkt unter Zoom aufzeichnen. Dies ist nicht nur im „teilnehmerlosen“ Betrieb möglich: Wenn eine klassische (vorwärts laufende Lehrveranstaltung) in Dozier- und Fragephasen aufgeteilt wird, so kann die Dozierphase aufgezeichnet werden (das ist für die vorher darüber informierten Studierenden an einem kleinen roten Symbol ersichtlich) und in den Fragephasen kann die Aufzeichnung unterbrochen werden. So hinterlassen die Teilnehmer:innen keine persönlichen Spuren im resultierenden Video. Die Praxis hat gezeigt, dass Aktivitäten im Chat zwar während der Videoaufzeichnung auf dem Sprechermonitor aufpoppen, im fertigen Video aber herausgefiltert sind. Ein potenzieller Chatverlauf landet in einer separaten Datei, die nach der Aufzeichnung einfach gelöscht werden kann.
Eine Datenkompression kann bei Bedarf z. B. mit der Freeware HandBrake durchgeführt werden.
Die Erstellung von Lehrvideos – beispielsweise zu Laboraufbauten – ist mit deutlich höherem Aufwand verbunden und hier kann als Videobearbeitungsprogramm z. B. Adobe Premiere Pro eingesetzt werden.
Zum Schluss ein Tipp für diejenigen, die sich einen neuen Laptop zulegen werden:
Hier lohnt sich die Anschaffung eines „Convertibles“, der auch eine Stifteingabe ermöglicht. In Kombination mit beispielsweise dem PDF-Annotator lässt sich dann sehr bequem auf dem Bildschirm (in einem bereits vorgefertigten Dokument) schreiben (sowie abspeichern) und dies kann an die Teilnehmer des Meetings per Bildschirmfreigabe übertragen werden. Eine gute Erfahrung liegt vor mit dem Lenovo ThinkPad X1 Yoga und seinem schlanken kapazitiven Eingabestift, der im Transportschacht automatisch schnellgeladen wird.
Der Beitrag wurde veröffentlicht im April 2021 und zuletzt aktualisiert im August 2022.