Was Sie hier lernen
Sie erfahren, warum die Festlegung von Lernzielen am Anfang einer Lehrplanung wesentlich ist. Sie erhalten Einblicke in verschiedene Kompetenzen sowie in die Unterscheidung und Klassifizierung von Lernzielen. Darüber hinaus erhalten Sie Anhaltspunkte und Hilfestellungen für die eigene Lernziel-Formulierung. Zum Ende des Artikels können Sie Lernziele anhand von Themenfeldern definieren und für Ihre Lehrveranstaltungen formulieren.
Inhaltsverzeichnis zu diesem Artikel
Informationen, die Sie bei der Lernzielerstellung unterstützen
Begriffsklärung
Warum Lernziele definieren?
Unterscheidung von Grob- und Feinlernzielen
Lernziele und die Einteilung in Komplexitätsstufen
Lernziele auf Kompetenzebenen – Fachliche sowie persönliche und soziale Kompetenzen
Das haben wir für Sie bereitgestellt
Themen eingrenzen
SMART – eine hilfreiche Methode zur Lernziel-Formulierung
Formulieren der Lernziele
Tipp für mehr Transparenz in der Lehre
Für Hochschulangehörige
Haben Sie noch 5 Minuten?
So geht es weiter
Quellen
Informationen, die Sie bei der Lernzielerstellung unterstützen
Wenn vorhanden:
- Das Modulhandbuch mit vorgeschriebenen Lernzielen, der Prüfungsform sowie Vorgaben zum Inhalt, die Sie in der Liste des Dokuments „PDL_Leitfaden_Vorlage_01_Rahmenbedingungen“ festgehalten haben.
- Definierte Quellen aus dem Modulhandbuch, einer bestehenden Veranstaltungsplanung oder eigener Literatursammlungen
Begriffserklärung
Die Begriffe Lehrziele, Lernziele und Lernergebnisse werden häufig synonym verwendet.
Allen Begriffen liegt zugrunde, dass sie (angestrebte) (Lern)Ergebnisse am Ende des Lernprozesses beschreiben, sie unterscheiden sich jedoch in der Art ihrer Formulierung. Da im Sprachgebrauch häufig der Begriff Lernziele verwendet wird, setzen wir diesen hier stellvertretend ein.
Lernergebnisse treffen „Aussagen darüber, was ein Lernender weiß, versteht und in der Lage ist zu tun, nachdem er einen Lernprozess abgeschlossen hat. Sie werden als Kenntnisse, Fertigkeiten sowie Verantwortung und Selbstständigkeit definiert“
(Amtsblatt der Europäischen Union, 2017, S. 6).
Warum Lernziele definieren?
Lernziele fungieren als roter Faden für die Lehrplanung. Sie definieren welches Fachverständnis und welche Kompetenzen in einem Modul oder in einer einzelnen Lehrveranstaltung erreicht werden sollen. Sie helfen, die Veranstaltung auf ein gewünschtes Lernergebnis auszurichten. Zudem machen Lernziele Lernerfolge messbar.
Wir weisen darauf hin, dass es verschiedene Ansätze und Ebenen zur Definierung von Lernzielen gibt, die hier nicht alle abgedeckt werden können.
Unterscheidung von Grob- und Feinlernzielen
Für Ihre Lehrplanung sind die Grobziele aus dem Modulhandbuch zu berücksichtigen. Diese beschreiben Ziele auf der Ebene des Semesters, bezogen auf den Studiengang. Von diesen ausgehend definieren und formulieren Sie Feinlernziele.
Die Feinlernziele helfen bei der Planung einzelner Veranstaltungen. Auf die Feinlernziele stimmen Sie die Lerninhalte, die Lehrform und -konzepte, Lehrmethoden sowie Medien und Lehrmaterialen ab. Indem Sie diese Aspekte der Lehrplanung auf die Lernziele abstimmen, folgen Sie automatisch dem Modell des Constructive Alignments.
Lernziele und die Einteilung in Komplexitätsstufen
Die Lernziele werden unterschiedlich klassifiziert. Die bekannteste Klassifizierung ist die Taxonomie nach Bloom sowie deren revidierte Form von Anderson & Krathwohl et al. (2001). In der folgenden Abbildung sehen Sie eine reduzierte Darstellung der Taxonomie mit den aufeinander aufbauenden Komplexitätsstufen.
Die Level beschreiben dabei die Komplexitätsstufe im Umgang mit Wissen. Am Anfang eines Studiums wird mit den Stufen „Erinnern“ und „Verstehen“ die Basis geschaffen. Ab „Anwenden“ beginnen die kompetenzorientierten Stufen und die Komplexität steigt.
In der Lehre begegnen Sie der Taxonomie häufig in Verbindung mit Verbenlisten. Die Verben helfen Ihnen, die Kompetenzebene Ihrer Lernziele klar auszudrücken. (siehe Abschnitt „Formulieren der Lernziele“).
Lernziele auf Kompetenzebenen – Fachliche sowie persönliche und soziale Kompetenzen
Die Kompetenzentwicklung rückt immer mehr in den Fokus, so auch bei den Lernzielformulierungen. Die Einteilung in verschiedene Kompetenzbereiche ermöglichen es, in der Lehrplanung auf mehrere Kompetenzebenen einzugehen.
Die Fachkompetenzen (Wissen und Fertigkeiten) erhalten meist den Vorrang in der Lernzielformulierung. Diese orientieren sich stark an den Lerninhalten. Neben den fachlichen Kompetenzen gibt es aber beispielsweise auch die persönlichen und sozialen Kompetenzen. Diese können Studierende im Studienverlauf erwerben, sind aber auf Lehrveranstaltungsebene häufig schwer messbar. Sie können dennoch in den einzelnen Veranstaltungen auf diese Kompetenzen hinwirken.
Eine soziale Kompetenz könnte sein: „Absolventen und Absolventinnen – reflektieren ihr berufliches Handeln kritisch in Bezug auf gesellschaftliche Erwartungen und Folgen.“ (Kultusministerkonferenz, S. 7)
Weitere Beschreibungen zu den sozialen und persönlichen Kompetenzen finden Sie in der Tabelle des Qualifikationsrahmen der Kultusministerkonferenz (KMK) auf der Seite 7 (Bachelor) und Seite 9 (Master) unter den Überschriften „Kommunikation und Kooperation“ sowie „Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität“.
Denken Sie bei den Kompetenzen, die Sie bei den Studierenden fördern möchten, daran diese zukunftsgerichtet zu formulieren. Die Zukunftskompetenzen orientieren sich an den Anforderungen der Arbeitswelt sowie an gesellschaftlichen Entwicklungen. Darunter werden beispielsweise Kompetenzen aus den Bereichen der Selbstreflexion, Selbstorganisation oder auch der digitalen Kompetenzen geführt. Ausführliche Informationen zu den Zukunftskompetenzen finden Sie im Wiki Digitale Lehre.
Mit der Theorie im Gepäck, geht es nun in die Bearbeitung der Lernziele.
Das haben wir für Sie bereitgestellt
Laden Sie die Vorlage „PDL_Leitfaden_Vorlage_02_Lernziele“ herunter, um Ihre Lernziele zu entwickeln. Das Formular beinhaltet zwei Tabellen. In der ersten Tabelle können Sie Ihre Themen für die Veranstaltungen eingrenzen. Im Anschluss formulieren Sie daraus die Lernziele, die Sie in die zweite Tabelle eintragen können.
Hinweis
Sie können die Lernziele für die einzelnen Veranstaltungen jederzeit anpassen – zum Beispiel, wenn Sie bei der Prüfung der Lehrplanung merken, dass die Formulierungen besser aufeinander abgestimmt werden können.
Themen eingrenzen
Versuchen Sie sich einen Überblick zu verschaffen. Welche Ziele sind in dem Modulhandbuch beschrieben? Übertragen Sie diese in die erste Tabelle. Überlegen Sie anschließend welche Themenfelder damit zusammenhängen. Der Fokus liegt hier bei der Identifizierung von Themenfeldern, die für die Veranstaltung wichtig sind, und der Zuordnung zu den Kompetenzfeldern. Die Formulierung der messbaren Lernziele findet nachfolgend statt.
SMART – eine hilfreiche Methode zur Lernziel-Formulierung
Damit Lernziele erreicht werden können, müssen diese messbar formuliert und prüfbar sein. Um dies zu gewährleisten bietet sich die SMART-Methode aus dem Projektmanagement zur Zieldefinierung an. Der Name der Methode ist ein Akronym zu den folgenden Begriffen.
Spezifisch: Ziele werden so konkret und kurz wie möglich sowie ohne Verschachtelungen formuliert.
Messbar: In die Formulierung fließen qualitative und quantitative Messgrößen mit ein.
Attraktiv: Das Ziel beinhaltet ansprechende, praxisnahe Formulierungen.
Realistisch: Das Ziel kann innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erreicht werden.
Terminiert: Das Ziel bezieht sich auf einen klar definierten Zeitraum.
Formulieren der Lernziele
Bevor Sie starten, geben wir Ihnen noch folgende Schaubilder zur Unterstützung mit:
Das folgende Bild unterstützt Sie bei der Struktur der Lernzielformulierung. Mit der Fragestellung zu „Wer macht was wozu und womit?“ erhalten Sie eine klare Gliederung. Am Ende des Satzes wird ein Verb aus der Komplexitätsstufe eingesetzt, um das „Können“ der Studierenden zu beschreiben.
Folgende Bausteine – aus dem Arbeitsblatt der Universität Leipzig zum Thema „Kompetenzziele formulieren“ – unterstützen Sie bei der Formulierung zu den Punkten „Womit, Wozu und Was“:
Womit können die Studierenden das erlernen?
mittels …
indem sie …
Verweis auf
- Wissen/Theorien/Forschungsergebnisse
- Methoden/Techniken, deren Erarbeitung bzw. Anwendung zum Erreichen der Lernergebnisse notwendig ist
Wozu sollen Studierende das erlernen?
mit dem Ziel …
um später …
Zukunftsbedeutung für die Studierenden:
- Was können sie durch die erworbene Reflexions- oder Handlungsfähigkeit in einem beruflichen Handlungsfeld leisten bzw. auch im weiteren Studienverlauf besser bewältigen?
Was sind die Studierenden am Ende in der Lage zu tun?
Am Ende der Lehrveranstaltung sind die Studierenden in der Lage …
- Verben der „Sichtbarkeit“ nutzen: von Lehrenden beobachtbare und evtl. bewertbare, von Studierenden „beweisbare“ Fähigkeiten, keine vagen Verben wie „kennen“
- taxonomische Einordnung – Welcher Komplexitätsgrad ist angestrebt?
Für eine Auswahl der Verben orientieren Sie sich an der Komplexitätsstufe, die Sie identifiziert haben (Abbildung 3).
Eine ausführliche Verbenliste die in die unterschiedlichen Komplexitätsstufen eingeteilt ist, finden Sie im Leitfaden der HRK auf Seite 5. Zudem finden Sie dort auch Beispiele, an denen Sie sich orientieren können.
Nehmen Sie die erste Tabelle des Dokuments „PDL_Leitfaden_Vorlage_02_Lernziele“ mit den identifizierten Themenfeldern zur Hand und formulieren Sie daraus in der zweiten Tabelle messbare Feinlernziele für Ihre Veranstaltungen.
Hinweis
Denken Sie bei der Formulierung von Lernzielen an das – im zweiten Artikel vorgestellte – Modell des Constructive Alignment: die Prüfung bereits bei der Lernzielformulierung bzw. -beschreibung zu berücksichtigen.
Tipp für mehr Transparenz in der Lehre
Verwenden Sie die Ziele auch in der Kommunikation gegenüber den Studierenden, um diese transparent zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Lernfortschritte im Semester selbst zu überprüfen (näheres siehe Artikel „Methoden wählen“).
Haben Sie noch 5 Minuten?
Nutzen Sie die SMART-Methode, um die Formulierung Ihrer Lernziele zu überprüfen.
So geht es weiter
Sie haben die verschiedenen Lernzielstufen, Komplexitätsstufen, Kompetenzen, sowie Formulierungshilfen kennen gelernt. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie Sie die Lerninhalte strukturieren und lernzielkonform reduzieren.
Quellen
Amtsblatt der Europäischen Union, Empfehlung des Rates vom 22. Mai 2017 über den Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen und zur Aufhebung der Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2008 zur Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32017H0615(01)&qid=1658821473620&from=DE (26.07.2022, 9:45 Uhr) (https://eur-lex.europa.eu/)
Anderson, L. W., Krathwohl (2001), A Taxonomy for Learning – Teaching and Assessing: A Revision of Bloom’s Taxonomy of Educational Objectives. New York, Longman Publishing Group
Blickle, G. (2019). Anforderungsanalyse. In F. W. Nerdinger, G. Blickle, & N. Schaper (Hrsg.),
Arbeits- und Organisationspsychologie (4. Aufl., S. 235–249). Berlin: Springer.
Dee Fink, L. (2003, Übersetzung 2009) Leitfaden zur Konzeption und Planung von Lehrveranstaltungen, die nachhaltiges Lernen fördern, (Übersetzung 2009), Englische Ausgabe: https://www.bu.edu/sph/files/2014/03/www.deefinkandassociates.com_GuidetoCourseDesignAug05.pdf (14.10.2022, 13:20 Uhr)
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE): https://www.die-bonn.de/wb/2016-lernziel-01.pdf (07.07.2022, 9:10 Uhr)
HRK Nexus, Nexus Impulse für die Praxis – Lernergebnisse praktisch formulieren: https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/nexus-Impuls-2-Lernergebnisse.pdf (19.07.2022, 16:20 Uhr)
Kultusministerkonferenz (KMK), Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2017/2017_02_16-Qualifikationsrahmen.pdf (29.07.2022, 11:55 Uhr)
Lehre Laden, Lernzieltaxonomie nach Anderson & Krathwohl, https://dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/lehreladen/planung-durchfuehrung-kompetenzorientierter-lehre/kompetenz-pruefen/lernzieltaxonomien/ (29.07.2022, 13:40 Uhr)
Osterroth, A. (2021), Basiswissen Hochschullehre – Methodik – Didaktik – Evaluation, 1. Auflage, Wiesbaden, Springer – https://doi.org/10.1007/978-3-658-32562-6
Pitzer, E. (2019) Handreichung zur Entwicklung kompetenzorientierter Module an der TH Nürnberg, 08.06.2022, 13:05 Uhr
Ulrich, I. (2020), Gute Lehre in der Hochschule – Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen, 2. Auflage, Wiesbaden, Springer – https://doi.org/10.1007/978-3-658-31070-7
Universität Leipzig, „TIPPS für die LEHRE – Kompetenzziele formulieren“, https://www.uni-leipzig.de/fileadmin/ul/Dokumente/07_Tipps_fuer_die_Lehre_Kompetenzziele.pdf; zuletzt aufgerufen am 04.04.2023 um 14 Uhr
Der Beitrag wurde veröffentlicht im September 2022 und zuletzt aktualisiert im Juli 2023.